Kann man den drastischen Glaubwürdigkeitsverlust der Politik korrigieren?
Publiziert am 20. Februar 2014 von Karla Wagner
Politik hat sich noch nie so sehr in unser Leben eingemischt wie heute. Vorschriften und Moralpredigten für eine gesunde, umweltbewusste Lebensweise gängeln uns genauso wie unüberschaubare Vorschriften im Berufs- und Wirtschaftsleben. Andererseits werden Forderungen laut, dass die Politik ihre Entscheidungen dem Bürger besser vermitteln muss, ihn mehr einbezieht, insbesondere dann, wenn Entscheidungen von Tragweite getroffen werden.
Immer mehr Menschen fordern, dass Politiker wieder stärker den Kontakt zur Bevölkerung suchen sollen. Bei zu vielen politischen Entscheidungen werden nach Ansicht vieler Menschen ihre eigenen Interessen zu wenig berücksichtigt. Man wirft Politikern oft zu Recht einen zu großen Abstand zur Realität vor. Aber auch Egoismus, Arroganz, sowie ein ausgeprägter Hang zur Selbstsucht bestimmen deren Handeln. Aus Angst, einen Teil ihrer eigenen Kompetenz zu verlieren, wollen sie den Menschen kein Mitspracherecht eingestehen.Der Verlust der Glaubwürdigkeit liegt jedoch nicht allein bei den Politikern, sondern auch bei uns selbst. Die Forderungen, die wir an die Politik stellen, sind kaum erfüllbar. Unsere Erwartungen sind zu unrealistisch.Wie die Politiker folgen auch wir allzugern unserem narzisstischen Trieb. Wir wollen ebenfalls unsere Machtbedürfnisse erfüllt bekommen. Zu keinem Zeitpunkt der Geschichte erschien uns das einfacher als heute, indem wir unsere Meinung leicht über soziale Netzwerke verbreiten können.
Kritik und Eigeninitiative sind zwei paar Schuhe. Den Schuh der Kritik hat man sich leicht angezogen, der Schuh des Handelns, scheint dagegen etwas unbequem zu sein. Denn warum sonst, richtet sich die Hoffnungen der Menschen für eine Lösung ihrer Probleme trotz allem an die Politiker? Weil staatliches Handeln immer genau dann auf Verständnis trifft, wenn Eigeninitiative gefordert ist. Die Regierung soll handeln, wenn es nach dem Bequemlichkeitsbedürfnis der Bürger geht. Ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung ist nämlich der Auffassung, dass der Staat all ihre Probleme richten soll. Dass er als Retter in der Not bei sozialer Misere, Finanz- und Wirtschaftskrisen einspringt, für gerechte Löhne sorgt und Branchen rettet. Politik soll heute für alles zuständig sein. Zwar nörgeln viele Wähler, aber sie tolerieren die Eingriffe in ihr Leben letztlich doch, wenn diese scheinbar dem eigenen Vorteil und der Bequemlichkeit dienen.
Wir müssen uns auf beiden Seiten mehr mit unserem eigenen Denken und Handeln auseinandersetzen. Die übertriebene Betonung unserer eigenen Wichtigkeit und der große Wunsch nach Bewunderung darf nicht der Motor unseres Handelns sein. Unsere Persönlichkeit muss an Reife gewinnen.
Die Bundespolitik kann viele Entscheidungen nicht ausreichend abdecken, weil sie zu weit entfernt ist. Oft werden bei politischen Entscheidungen die örtlichen Standortfaktoren nicht ausreichend berücksichtigt, weil sie regional auch zu unterschiedlich sind. Politik muss zu einem Beleg für eine intakte, lebendige Demokratie werden. Dazu muss Selbstverwirklichung in den Hintergrund treten und Verantwortung für die Zukunft von uns allen übernommen werden.