Liberales Manifest!
Um als Erwachsener ein freies und selbst bestimmtes Leben führen zu können, bedürfen wir während unserer Kindheit und Jugend der aufopfernden Pflege und Fürsorge unserer Eltern und Bezugspersonen. So lange wir als Heranwachsender jedoch von der Fürsorge unserer Erziehungsberechtigten und Angehörigen abhängig sind, sind wir unfrei und bleiben unmündig.
Wolfgang Baumbast
In den Staaten und Gesellschaften dieser Welt herrschen unterschiedliche historisch gewachsene Macht- und Herrschaftsstrukturen. Ausufernde Macht- und Herrschaftsstrukturen verhindern, dass der einzelne Mensch sich selbstbestimmt entwickeln und entfalten kann.
Diese beiden Lebenswirklichkeiten kollidieren mit den Visionen und den Idealen des Humanismus und des Liberalismus. Nach deren Vorstellungen wird der Mensch als freies Wesen geboren. Aus der Tatsache heraus, dass wir zunächst in Unmündigkeit zur Welt kommen und darüber hinaus den einschränkenden Eingriffen überbordender Staats- und Gesellschaftswesen mit ihren Machtstrukturen ausgesetzt sind, bedarf es eines permanenten individuellen und gesellschaftlichen Aufklärungs-, Befreiungs- und Emanzipationsprozesses, um das Versprechen des liberalen Ideals vom freien Menschen einzulösen und zu verwirklichen.
In Anbetracht dieser Umstände wollen wir als Liberale die notwendigen Voraussetzungen schaffen, damit dieses Versprechen so weit wie möglich erfüllt werden kann. Wir sind bereit, hierfür auch unter Einsatz von Leib und Leben darum zu kämpfen, denn wir erkennen die persönliche Freiheit und Unabhängigkeit des Menschen als dessen höchstes Gut an. Vor allem in dessen Manifestationen in Form des Bürgerrechts auf Eigentum. Ausgestaltet in der Verfügungsmacht über den eigenen Besitz, über den eigenen Körper, über die eigenen Daten, über den eigenen Verstandes und über die Chancenvielfalt des freien Unternehmertums
In der Geschichte der Menschheit gab es eine lange Periode, in denen der Einzelne vom Schutz und Beistand durch eine Überlebensgemeinschaft abhängig war, da er alleine nicht existieren konnte. Diese Epoche ist mit Anbruch der Moderne von gesellschaftlichen Strukturen abgelöst worden, die es dem Einzelnen ermöglichen, ein von der Zugehörigkeit zu einer Überlebensgemeinschaft unabhängiges Leben zu führen. Die kollektivistische Gesellschaftsepoche wurde durch die Individualgesellschaft abgelöst. Dieser Prozess ist noch nicht vollendet. Er befindet sich vielmehr in einem fragilen Stadium. In den verschiedensten Regionen der Erde ist er einer wechselhaften Dynamik und starken Anfechtungen unterworfen. Von den Befürwortern kollektivistischer Gesellschaftsmodelle werden große Anstrengungen unternommen, den Individualisierungsprozess rückgängig machen zu wollen. Diesen Anstrengungen wollen wir uns beherzt widersetzen.
Als Liberale bekennen wir uns zur Individualgesellschaft. Wir sind der Auffassung, dass der voranschreitende Individualisierungsprozess viele Gewinner hervorgebracht hat, aber auch Verlierer. Als dessen Befürworter wollen wir erreichen, dass möglichst viele Menschen als Gewinner aus dem weltweiten Individualisierungsprozess hervorgehen. Wir wollen uns aber auch um die Verlierer kümmern.
Da wir kollektivistische Gesellschaftsformen ablehnen, lehnen wir auch jedwede Form von Integration ab, denn Integration erwartet stillschweigend vom Einzelnen unter partieller Aufgabe der eigenen kulturellen Identität Anpassung an kollektive Standards der aufnehmenden Bevölkerung bis hin zur Assimilation.
An die Stelle des Integrationsaktes in Form von Anpassung setzen wir das Ideal der Emanzipation, also die Überwindung selbstverschuldeter Unmündigkeit, die Loslösung aus Abhängigkeitsverhältnissen gegenüber Eltern, Familie und der Allgemeinheit, sowie die Befreiung von fremden Macht- und Herrschaftsansprüchen. Dies erlaubt es, egal welcher Herkunft, die eigene Identität und Integrität zu wahren und die eigene Persönlichkeit weiter zu entwickeln.
Unser Ziel ist es, für jeden Menschen die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit er einen möglichst hohen Freiheits- und Individualisierungsgrad erlangen kann und dadurch in die Lage versetzt wird, ein Leben in selbstbestimmter Souveränität, Mündigkeit und Unabhängigkeit zu führen.
© Wolfgang Baumbast im Juni 2014